08. Juli 2004  
  Keine Chance für Simon Wiesenthal - wie die deutsche Justiz NS-Verbrecher schont  
 

"Operation last chance" nennt sich das Projekt des Simon Wiesenthal Zentrums in Los Angeles. Mit einer groß angelegten Kampagne wollen die unermüdlichen Aufklärer der NS-Verbrechen die letzten noch lebenden für die Gräueltaten des dritten Reiches Verantwortlichen aufspüren und der Justiz übergeben. Doch die Chance, die Tatverdächtigen dann in Deutschland von einem Gericht verurteilen zu lassen, stehen schlecht. Der vor zwei Wochen ergangene Beschluss des Bundesgerichtshofes im Strafverfahren gegen den berüchtigten "Todesengel von Genua" zeigt, dass die deutsche Justiz lieber einen Schlussstrich ziehen will. Der in Hamburg lebende 95jährige Friedrich Engel war wegen der Massenerschießung von Zivilisten in Italien angeklagt. Wegen angeblich unzureichender subjektiver Grausamkeitsmerkmale stellte das Gericht das Verfahren ein. Eine skandalöse Leitentscheidung, die Simon Wiesenthal keine Chance lässt.