27.06.2008

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  Behindert Justiz Fahndung nach "Doktor Tod"?  
 

Bei der Fahndung nach dem mutmaßlichen österreichischen NS-Kriegsverbrecher Aribert Heim hat das Simon-Wiesenthal-Zentrum der deutschen Justiz "große Versäumnisse" vorgeworfen. Das Baden-Badener Landgericht behindere die Fahndungsmaßnahmen.

"Uns liegt ein österreichisches Dokument vor, das die Verhinderung von Fahndungsmaßnahmen durch einen Baden-Badener Richter belegt", erklärte Efraim Zuroff, der Leiter des Wiesenthal-Büros in Jerusalem. So seien vor drei Jahren von dem Gericht "sämtliche" Anträge auf Telefonüberwachung aus dem mutmaßlichen Umfeld Heims abgelehnt worden. Zuroff beruft sich dabei auf ein Papier des österreichischen Bundeskriminalamts aus dem Jahr 2005 und verlangt jetzt Auskunft darüber, welche Fahndungsmaßnahmen der Polizei "von dem zuständigen Richter verzögert oder sogar verhindert worden sind". Beim Baden-Badener Landgericht gab es dazu zunächst keine Stellungnahme.

Heim, der auch als "Doktor Tod" bekannt wurde, soll während des Zweiten Weltkriegs im Konzentrationslager Mauthausen bei Linz hunderte Gefangene durch Spritzen direkt ins Herz getötet haben. Er steht in der neuen Liste der zehn meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrecher des Wiesenthal-Zentrums auf Platz Eins.

Letzter Wohnsitz Baden-Baden
Heim war 1962 vor der Vollstreckung eines Haftbefehls untergetaucht und wird, sofern er noch lebt, an diesem Samstag 94 Jahre alt. Baden-Baden war sein letzter Wohnsitz in Deutschland. Dort hatte er nach dem Krieg als Frauenarzt praktiziert.

Das Wiesenthal-Zentrum und auch deutsche Behörden wie das Landeskriminalamt in Stuttgart gehen davon aus, das Heim noch lebt. Der ehemalige SS-Arzt soll sich möglicherweise in Spanien oder Südamerika versteckt halten. Für Hinweise, die zu seiner Ergreifung führen, ist eine Belohnung von insgesamt 310.000 Euro von Behörden und Privatleuten ausgesetzt.

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