18.06.2014 swr.de
KZ-Wachmann in Auslieferungshaft

In den USA ist auf einen deutschen Haftbefehl hin ein ehemaliger KZ-Wachmann festgenommen worden. Ein Bundesgericht in Philadelphia ordnete Haft für den 89-jährigen Johann B. an. Ihm wird vorgeworfen, zur Ermordung von 216.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder im Konzentrationslager Auschwitz beigetragen zu haben.

Der pensionierte Werkzeugmacher, der in Philadelphia lebt, war am Dienstag in Gewahrsam genommen worden. Sein Anwalt argumentierte vor Gericht, sein Mandant sei zu gebrechlich für das Gefängnis. Die Staatsanwaltschaft entgegnete, die Haftanstalt, in die er komme, sei dafür vorbereitet. Johann B. hat zugegeben, Wachmann in Auschwitz gewesen zu sein. Der Nachrichtenagentur AP sagte er jedoch, er sei außerhalb des Lagers stationiert gewesen und habe nichts mit dem Massenmord an etwa 1,5 Millionen Menschen hinter den Toren zu tun gehabt.

USA wollen B. seit langem ausweisen

B. war 1952 in die Vereinigten Staaten eingewandert. Die USA hatten jahrelang vergeblich versucht, ihm die Staatsbürgerschaft abzuerkennen und ihn zu deportieren. Nach Einschätzung des Simon Wiesenthal Zentrums steht der Auslieferung des Mannes nun kaum noch etwas im Wege. Die USA seien erpicht darauf, ihn loszuwerden, sagte dessen Experte Efraim Zuroff.

Ins Rollen gebracht hatte den Fall die Staatsanwaltschaft Weiden. Sie war zunächst nicht zu erreichen. Die Zentrale Aufklärungsstelle für NS-Verbrechen in Ludwigsburg wollte keinen Kommentar abgeben, da sie nicht für den Fall zuständig sei.

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