01. Juni 2013, 12:11 Uhr spiegel.de
Staatsanwaltschaft treibt Anklage gegen KZ-Wachmann voran

Seit Monaten ermittelt die Staatsanwaltschaft Weiden gegen den früheren Auschwitz-Wachmann Johann Breyer. Der 88-Jährige lebt in den USA. Nun wollen die Ermittler die Behörden dort um Unterstützung bitten - und bereiten nach SPIEGEL-ONLINE-Informationen ein Rechtshilfeersuchen vor.

Hamburg - In den Fall des ehemaligen Auschwitz-Wachmanns Johann Breyer kommt offenbar Bewegung. Nach neun Monate dauernden Ermittlungen bereitet die Staatsanwaltschaft Weiden in der Oberpfalz ein Rechtshilfeersuchen an das US-Justizministerium vor. "Das ist ein erster Schritt Richtung Anklage", sagt Oberstaatsanwalt Gerd Schäfer.

Breyer, 88, ist amerikanischer Staatsbürger und lebt seit Jahrzehnten in den USA. Er soll geholfen haben, im KZ Auschwitz mindestens 344.000 Juden zu ermorden. In dem Fall waren im vergangenen Dezember Dokumente aufgetaucht, die den Verdacht gegen Breyer zu erhärten scheinen.

Bereits 2003 hatte die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen in Ludwigsburg (ZSt) ein Vorermittlungsverfahren im Fall Breyer aufgenommen. Im August 2012 übergab die ZSt ihren Abschlussbericht der Staatsanwaltschaft Weiden. Die Ermittlungen sind Strafverfolger Schäfer zufolge jedoch noch immer nicht vollständig; so stehe die Befragung einer Zeugin in Großbritannien noch aus.

Der Kemptener Rechtsanwalt Thomas Walther, der im Fall Breyer mehrere Nebenkläger vertritt, wirft den Weidener Strafverfolgern indes "Pseudo-Ermittlungen" vor. Die Staatsanwälte, so Walther, verzögerten das Verfahren und erweckten den Eindruck, die Sache aussitzen zu wollen. Für die Nebenkläger sei das "grauenvoll". Schon 1992 hatte Breyer seinen Dienst bei der Waffen-SS in Auschwitz gestanden.

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