21.09.2012 — 15:43 Uhr bild.de
Nazi-Monster Aribert Heim für tot erklärt

Baden-Baden – Aribert Heim führte grausame Menschenversuche durch, gehörte zu den am meisten gesuchten NS-Kriegsverbrechern. Trotzdem konnte der KZ-Arzt nie gefasst werden. Jetzt erklärte ein deutsches Gericht den Nazi-Kriegsverbrecher für tot.
Das Landgericht Baden-Baden stellte das Strafverfahren wegen mehrfachen Mordes gegen Heim ein. Nach Angaben des Gerichts gehen die Ermittler davon aus, dass der KZ-Arzt bis zu seinem Tod unter falschem Namen in Ägypten gelebt hat. 1992 soll er in Kairo im Alter von 78 Jahren an Krebs gestorben sein.


Wegen seiner Grausamkeit wurde Heim in Nazi-Konzentrationslagern „Dr. Tod” genannt. Als Revierarzt im österreichischen KZ Mauthausen soll er von Oktober bis November 1941 in zahlreichen Fällen Häftlinge durch Spritzen oder unnötige Operationen bestialisch ermordet haben:


• Er spritzte Gefangenen Benzin und Chemikalien ins Herz, machte akribisch Notizen über ihre Reaktionen.
• Er entnahm gesunden Häftlingen ohne Betäubung Organe, führte über seine Taten Buch.
• Aus der gegerbten Haut von jüdischen Insassen ließ er einen Lampenschirm für den Lagerkommandanten basteln.
• Er suchte Gefangene mit gesunden Gebissen aus, ließ sie töten. Die ausgekochten Schädel stellte er sich auf den Schreibtisch.
Kurz vor Kriegsende 1945 nahmen US-Soldaten Heim in Kriegsgefangenschaft. Sie verhörten den Mediziner, nahmen Fingerabdrücke, aber ahnten nicht, welche Gräueltaten er begangen hatte.


1947 kam Heim frei, 1949 heiratete er, seine Frau brachte zwei Söhne zur Welt. Aribert Heim konnte unbehelligt weiter praktizieren, arbeitete als Frauenarzt in Bad Nauheim und Baden-Baden.

Erst Anfang der 1960er Jahre kamen die Ermittlungsbehörden durch Aussagen von Ex-Häftlingen und den ausgewerteten KZ-Protokollen Heims auf die Spur des SS-Arztes. 1962 stellten sie einen Haftbefehl wegen Mordes aus.


Kripo-Beamte wollten ihn in seiner Villa festnehmen – doch Heim war über Nacht geflohen!
Trotz jahrzehntelanger Fahndung in ganz Europa und Südamerika gelang es nicht, seinen Aufenthaltsort zu ermitteln. Meldungen über seinen Tod hatten Fahnder und Nazi-Jäger stets infrage gestellt.


Erst 2009 gelang der Durchbruch: Zielfahnder des baden-württembergischen Landeskriminalamtes (LKA) hatten über Jahre in Ägypten versucht, den Aufenthaltsort des Nazi-Schergen zu ermitteln.


Heim soll 30 Jahre in Ägypten unter falschen Namen gelebt haben!
Nach Berichten der „New York Times” und des ZDF im Februar 2009 wurde vermutet, dass sich der NS-Verbrecher zunächst über Jahre unter seinem zweiten Vornamen Ferdinand Heim in Kairo versteckt gehalten hatte.


Später soll er konvertiert und unter dem Namen Tarek Hussein Farid bis zu seinem Tod 1992 in Kairo gelebt haben. Lange war unklar, ob der am 10. August 1992 gestorbene Tarek Hussein Farid mit Heim identisch ist.


In diesem Frühjahr legte der Verteidiger des Angeschuldigten neben weiteren Unterlagen schließlich eine Urkunde über dessen Konvertierung vor. LKA-Experten bestätigten nun die Echtheit der Urkunde.


Laut Gericht hätten auch die „glaubhaften Angaben” des Sohnes von Heim keine Zweifel daran gelassen, dass der Angeschuldigte mit Tarek Hussein Farid identisch war und 1992 gestorben ist.

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