07.06.2012 europeonline-magazine.eu
Wiesenthal-Zentrum: Antisemitische Restaurants in Lwiw boykottieren

Jerusalem (dpa) - Das Wiesenthal-Zentrum hat Fußballfans zum Boykott zweier Kneipenrestaurants in der ukrainischen Stadt Lwiw aufgerufen, weil diese mit antijüdischen Themen Werbung machten. In der Kneipe «Unter der goldenen Rose» wird jüdische Klezmer-Musik gespielt, Gäste bekommen schwarze Hüte mit schwarzen Schläfenlocken und werden aufgefordert, um die Rechnung zu feilschen.

Die kleine jüdische Gemeinde in Lwiw (Lemberg) hat bereits heftig gegen die Kneipe protestiert, die Teil einer Restaurantkette ist, die mit historischen Themen wirbt. Die Besitzer verteidigten sich mit der Erklärung, sie wollten den Gästen ein Gefühl dafür geben, wie das jüdische Leben in Lwiw vor dem Zweiten Weltkrieg war. 1941 lebten dort noch 150 000 Juden, von denen ein Großteil während des Holocaust ermordet wurde. In Lwiw trägt die deutsche Nationalmannschaft ihre EM-Spiele gegen Portugal und Dänemark aus.

Efraim Zuroff, Leiter des Wiesenthal-Zentrums, sagte am Donnerstag, das Bild von Juden, die um Geld feilschen, sei ein altbekanntes Vorurteil in Osteuropa. Er forderte auch den Boykott von «Kryvika», eines anderen Restaurants der Kette. Es ist in Form eines Bunkers entworfen und würdigt die nationalistischen ukrainischen Truppen, «die mit den Nazis kollaborierten und deren Anhänger sich 1941 am Massenmord von Juden (in Lwiw) beteiligten», wie Zuroff sagte.

Fußballfans würden unabsichtlich gefährliche Rechtsextreme in der Ukraine unterstützen und das Andenken an Zehntausende von Holocaust-Opfern in Lwiw beleidigen, sollten sie die Restaurants besuchen, meinte Zuroff. Die Handelsmetropole Lwiw mit rund 730 000 Einwohnern will vor allem deutsche EM-Touristen anlocken.

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