Drei
neue Namen auf der NS-Täter-Liste des Wiesenthal Center
Das Simon Wiesenthal Center hat am Jom Haschoa in Jerusalem
drei neue Namen auf seine Liste der meistgesuchten Naziverbrecher
gesetzt. Es handelt sich um den Ungarn Laszlo Csatary, der
als Polizeichef von Kosice an der Deportation von 15.700
Juden nach Auschwitz beteiligt gewesen sein soll.
Wladimir Katriuk soll als Zugführer der ukrainischen
Sicherheitspolizei an der Ermordung zahlreicher Zivilisten
in Weißrussland mitgewirkt haben. Und Helmut Oberlander,
ein sogenannter Volksdeutscher aus der Ukraine, soll als
Mitglied eines Einsatzkommandos Juden in der südlichen
Ukraine zur Exekution verschleppt haben.
Hindernis Efraim Zuroff vom Wiesenthal Center hat bei der
Vorstellung der neuen Liste auch eine vorläufige Bilanz
der NS-Verfolgung gezogen. »Während allgemein
immer angenommen wird, dass es das Alter der Verdächtigten
ist, das das größte Hindernis für die Strafverfolgung
darstellt, so hat sich in vielen Fällen gezeigt, dass
es ein Mangel an politischem Willen ist.«
Als größten Erfolg seiner Arbeit im vergangenen
Jahr bezeichnet Zuroff die Verurteilung John Demjanjuks durch
ein Münchner Gericht. Wegen der Beihilfe zum Mord an
Tausenden Juden im KZ Sobibor war der frühere ukrainische
Hilfspolizist im Mai 2011 zu einer Freiheitsstrafe von fünf
Jahren verurteilt worden. Im März 2012 war Demjanjuk
in einem deutschen Pflegeheim gestorben.
Als größte Enttäuschung bezeichnete Zuroff
den Freispruch des ungarischen Offiziers und Juristen Sándor
Képíró. Ihm hatten das Wiesenthal Center
und die ungarische Staatsanwaltschaft Anstiftung zum Mord
an mehr als 1.000 Menschen in der serbischen Stadt Novi Sad
vorgeworfen. Im Juli 2011 sprach ihn ein Gericht in Budapest
frei, im September starb Képíró.
Schuld Die Fälle Demjanjuk und Képíró zeigen
laut Zuroff, dass Europa in der Frage der Verfolgung von
NS-Straftaten »weiterhin geteilt« sei. In einem
Essay für die israelische Tageszeitung Haaretz schreibt
Zuroff, während in Deutschland und anderen westeuropäischen
Ländern mittlerweile ein politisches Interesse an der
Aufarbeitung der NS-Zeit dominiere, wirke in Osteuropa ein
Erbe nach: »Offensichtlich hat die kommunistische Herrschaft
in Ländern wie Ungarn die Notwendigkeit verhindert,
sich selbst zu erforschen und so zu einer Anerkennung von
Schuld und Mitschuld zu gelangen.« juedische-allgemeine.de
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