10.09.2007

diepresse.com
  Neue Spuren bei der Suche nach "Dr. Tod"  
 

Im Schweizer Tessin wurden Hinweise auf den Verbleib von NS-Kriegsverbrecher Aribert Hehn gefunden. Im deutschen Bundeskriminalamt spricht man von "wichtigen Spuren".

Im Fall des seit 1962 untergetauchten KZ-Arztes Aribert Heim gibt es Spuren in die Schweiz. In seiner jüngsten Ausgabe berichtet der "SonntagsBlick", man habe nicht nur ein Bankkonto, sondern auch Immobilien im Tessin ausfindig gemacht. Beide werden der Familie des in Österreich geborenen Arztes zugeschrieben. Der "SonntagsBlick" bezieht sich hierbei auf das Simon Wiesenthal Center: „Ja, es gibt auch ein Konto in der Schweiz", sagt Efraim Zuroff, der Direktor des in Jerusalem ansässigen Centers.

Wohnung am Luganer See
Die Mietwohnung in einem Villenviertel am Luganer See ist auf Frieda Heim, die Ex-Ehefrau des international gesuchten Kriegsverbrechers gemeldet. Auch ein Mietshaus unweit der Wohnung läuft auf den Namen von Heims Familie. Es besteht der Verdacht, dass er sich durch die Mieteinnahmen die Flucht mitfinanzierte. Heims Anwalt und seine Angehörigen hüllen sich in Schweigen.

320.000 Euro Ergreiferprämie
Die deutsche Generalbundesanwaltschaft, ein amerikanischer Geschäftsmann und das Simon Wiesenthal Center haben insgesamt 270.000 Euro Ergreiferprämie ausgesetzt. Erst vor wenigen Wochen hat die Republik Österreich diesen Betrag um 50.000 Euro erhöht. Diese Summe will sie für Hinweise zahlen, die zur Verhaftung Heims führen.

Aribert Heim, der während des Zweiten Weltkrieges im Konzentrationslager Mauthausen Hunderte Gefangene durch Herzinjektionen, Giftspritzen und Folter umgebracht hat, floh 1962 aus seiner Villa in Baden-Baden. Kurz zuvor war von österreichischer Seite aus ein Haftbefehl ausgesprochen worden. Seither soll er mehrmals den Aufenthaltsort gewechselt haben. Mit Hilfe der nationalsozialistischen Geheimorganisation „Odessa" scheint „Dr. Tod", wie er von Überlebenden des Konzentrationslagers genannt wird, 1985 in Spanien untergetaucht zu sein. Weitere Hinweise sprachen für einen Aufenthalt Heims in Syrien und Uruguay.

"Kein sicherer Hafen für Kriegsverbrecher"
2005 verdichteten sich die Hinweise, dass er nahe Dénia an der spanischen Mittelmeerküste lebe. Der zuletzt aktuelle Verdacht, dass Heim sich bei seiner Tochter in Chile aufhalte, wird durch die neuen Hinweise entschärft. Im Landeskriminalamt Baden-Württenberg, wo drei Fahnder ausschliesslich auf die Ergreifung Heims angesetzt sind, spricht man von wichtigen Spuren. Das Schweizer Bundesamt für Justiz versprach Unterstützung für die deutschen Fahnder. Denn, so Folco Galli vom Schweizer Bundesamt für Justiz: „Die Schweiz ist kein sicherer Hafen für Kriegsverbrecher".

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