14.12.2011 | 16:25 | diepresse.com
"Operation Letzte Chance 2": Das Simon-Wiesenthal-Zentrum startet eine neue Kampagne zur Enttarnung von NS-Verbrechern

Eine neue Kampagne des Simon-Wiesenthal-Zentrums soll zur Enttarnung und Verurteilung noch lebender NS-Verbrecher führen. Das Zentrum wird eine Belohnung von 25.000 Euro für Informationen aussetzen, die zur Ergreifung und Verurteilung führen. Das teilte der Leiter des israelischen Büros des Zentrums, Efraim Zuroff, am Mittwoch in Berlin mit.

"Die Schuld der Mörder wird nicht geringer, weil Zeit vergeht", sagte Zuroff bei der Vorstellung der "Operation Letzte Chance 2". Alter dürfe nicht vor Verfolgung schützen.

Das Simon-Wiesenthal-Zentrum arbeitet bei der Kampagne mit der amerikanischen Targum-Shlishi-Stiftung zusammen. "Operation Letzte Chance 2" soll Ermittlungsbehörden dabei unterstützen, Kriegsverbrecher in Deutschland, Österreich, Polen, Rumänien, Ungarn, Kroatien und den baltischen Staaten zu finden.
Fall Demjanjuk als Wegbereiter

Laut Zuroff eröffnet das Gerichtsurteil gegen John Demjanjuk die Chance für eine neue Reihe von Prozessen. Der frühere KZ-Wachmann war im Mai in München der Beihilfe zum Mord an 27.900 Juden im Vernichtungslager Sobibor schuldig gesprochen und zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Der aus der Ukraine stammende 91-Jährige hatte seine Schuld bestritten und wartet zur Zeit auf die Berufungsverhandlung. Der Prozess galt als historisch, weil mit Demjanjuk erstmals ein als KZ-Wärter von der SS zwangsverpflichteter Osteuropäer - einer der sogenannten Trawniki - vor ein deutsches Gericht gestellt wurde.

"Der Demjanjuk-Fall sollte den Weg für die Verurteilung von vielen Menschen bereiten, die über einen längeren Zeitraum täglich in den Massenmord verwickelt waren", sagte Zuroff. Jedes Opfer sei es wert, dass eine Anstrengung unternommen werde, um seinen Mörder zu finden. Zuroff schätzte die Zahl potenziell noch lebender Straftäter, die vor Gericht gestellt werden könnten, auf etwa 40.

diepresse.com