Eine
neue Kampagne des Simon- Wiesenthal- Zentrums soll zur Enttarnung
und Verurteilung noch lebender NS- Verbrecher mithilfe örtlicher
Ermittlungsbehörden führen. Wie der Leiter des
Jerusalemer Büros, Efraim Zuroff (Bilder 1 und 2), am
Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung der "Operation
Letzte Chance 2" erklärte, wird das Zentrum eine
Belohnung von 25.000 Euro für Informationen aussetzen,
die zur Ergreifung und Verurteilung von Menschen führen,
die in NS- Verbrechen verwickelt waren.
"Die Schuld der Mörder wird nicht geringer, weil Zeit vergeht",
sagte Zuroff. Alter d ürfe nicht vor Verfolgung schützen.
Laut Zuroff eröffnet das Gerichtsurteil gegen John Demjanjuk (Bilder
3 und 4) die Chance für eine neue Reihe von Prozessen. Der frühere
KZ- Wachmann war im Mai in München der Beihilfe zum Mord an 27.900
Juden im Vernichtungslager Sobibor schuldig gesprochen und zu fünf
Jahren Haft verurteilt worden (siehe Infobox). Der aus der Ukraine stammende
91- Jährige hatte seine Schuld bestritten und wartet derzeit auf
die Berufungsverhandlung.
Auch indirekte Tatbeteiligung zu ahnden
Der Prozess galt als historisch, weil mit Demjanjuk erstmals ein als
KZ- Wärter von der SS zwangsverpflichteter Osteuropäer - einer
der sogenannten Trawniki - vor ein deutsches Gericht gestellt wurde. "Der
Angeklagte war Teil der Vernichtungsmaschinerie", hatte der Vorsitzende
Richter in seiner Urteilsbegründung gesagt. Zuvor war eine direkte
Tatbeteiligung für eine Verurteilung notwendig gewesen.
Demjanjuk war bereits in den 1980er- Jahren mehrere Jahre in Israel
in der Todeszelle gesessen, da er offenbar irrtümlich als der Gaskammerwärter "Iwan
der Schreckliche" aus dem Vernichtungslager Treblinka identifiziert
worden war. 1993 hob der Oberste Gerichtshof Israels das Urteil auf.
Noch etwa 40 potenzielle NS- Straftäter
"Der Demjanjuk- Fall sollte den Weg für die Verurteilung von
vielen Menschen bereiten, die über einen längeren Zeitraum
täglich in den Massenmord verwickelt waren", sagte Zuroff am
Mittwoch. Jedes Opfer sei es wert, dass eine Anstrengung unternommen
werde, um seinen Mörder zu finden. Zuroff schätzte die Zahl
potenziell noch lebender Straftäter, die vor Gericht gestellt werden
könnten, auf etwa 40.
Das Simon- Wiesenthal- Zentrum arbeitet bei der Kampagne mit der amerikanischen
Targum- Shlishi- Stiftung zusammen. Die Kampagne soll Ermittlungsbehörden
dabei unterstützen, Kriegsverbrecher in Deutschland, Österreich,
Polen, Rumänien, Ungarn, Kroatien und den baltischen Staaten zu
finden.
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