Eine
neue Kampagne des Simon-Wiesenthal-Zentrums soll zur Enttarnung
und Verurteilung noch lebender NS-Verbrecher mit Hilfe örtlicher
Ermittlungsbehörden führen.
Porträt
Eine neue Kampagne des Simon-Wiesenthal-Zentrums soll zur Enttarnung
und Verurteilung noch lebender NS-Verbrecher mit Hilfe örtlicher
Ermittlungsbehörden führen. Wie der Leiter des israelischen
Büros, Efraim Zuroff, am Mittwoch in Berlin sagte, wird
das Zentrum eine Belohnung von 25.000 Euro für Informationen
aussetzen, die zur Ergreifung und Verurteilung von Menschen
führen, die in NS-Verbrechen verwickelt waren. "Die
Schuld der Mörder wird nicht geringer, weil Zeit vergeht",
sagte Zuroff bei der Vorstellung der "Operation Letzte
Chance 2". Alter dürfe nicht vor Verfolgung schützen.
Laut Zuroff eröffnet das Gerichtsurteil von John Demjanjuk die
Chance für eine neue Reihe von Prozessen. Der frühere KZ-Wachmann
war im Mai in München der Beihilfe zum Mord an 27.900 Juden im Vernichtungslager
Sobibor schuldig gesprochen und zu fünf Jahren Haft verurteilt worden.
Der 91-Jährige hatte seine Schuld bestritten und wartet zur Zeit
auf die Berufungsverhandlung.
Der Prozess galt als historisch, weil mit Demjanjuk erstmals ein als
KZ-Wärter von der SS zwangsverpflichteter Osteuropäer - ein
sogenannter Trawniki - vor ein deutsches Gericht gestellt wurde. "Der
Angeklagte war Teil der Vernichtungsmaschinerie", hatte der Vorsitzende
Richter in seiner Urteilsbegründung gesagt. Zuvor war eine direkte
Tatbeteiligung für eine Verurteilung notwendig gewesen.
"Der Demjanjuk-Fall sollte den Weg für die Verurteilung von
vielen Menschen bereiten, die über einen längeren Zeitraum
täglich in den Massenmord verwickelt waren", sagte Zuroff.
Jedes Opfer sei es wert, dass eine Anstrengung unternommen werde, um
seinen Mörder zu finden. Zuroff schätzte die Zahl potenziell
noch lebender Straftäter, die vor Gericht gestellt werden könnten,
auf etwa 40.
Das Simon-Wiesenthal-Zentrum arbeitet bei der Kampagne mit der amerikanischen
Targum Shlishi-Stiftung zusammen. Die Kampagne soll Ermittlungsbehörden
dabei unterstützen, Kriegsverbrecher in Deutschland, Österreich,
Polen, Rumänien, Ungarn, Kroatien und den baltischen Staaten zu
finden. otz.de
krone.at
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