Dienstag, 04.09.2007

stuttgarter-nachrichten.de
  Aufklärer Kurt Schrimm wehrt sich  
 

Aufklärungsstelle für NS-Verbrechen weist Kritik an ihrer Arbeit zurück


Ludwigsburg - Die Zentrale Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg hat sich gegen Kritik an ihrer Arbeit zur Wehr gesetzt. Der Leiter der Aufklärungsstelle, Oberstaatsanwalt Kurt Schrimm, verwies am Dienstag darauf, dass es mehr als 60 Jahre nach Kriegsende "nur noch in seltenen Fällen Beweismittel" gebe. Oft fehlten wichtige Dokumente, oder Zeugen seien bereits verstorben. Die Zahl der Anklagen sei deshalb kein Maßstab für eine erfolgreiche Aufklärungsarbeit. "Wir tun, was wir können", sagte Schrimm.

Zuvor hatte das Simon-Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem der Bundesrepublik nur die "Note mangelhaft" für die Strafverfolgung ehemaliger Nazis gegeben. Zwischen April 2006 und März 2007 seien in Deutschland keine NS-Verbrecher anklagt oder verurteilt worden. Das Zentrum lobte besonders die USA und Italien für ihre Arbeit zur Enttarnung von NS-Verbrechern.

Oberstaatsanwalt Schrimm kritisierte den Vergleich: In den USA gehe es um die Abschiebung von Leuten, die sich die Staatsbürgerschaft erschlichen hätten - nicht um eine Anklage. In Italien wiederum seien die rechtlichen Möglichkeiten für eine Verurteilung größer als in Deutschland. Nach Schrimms Angaben ermittelt die Zentralstelle weltweit auf "Hochtouren". Im Moment durchforsteten seine Kollegen zum Beispiel Archive in der Ukraine und in Weißrussland. Schrimm selbst reist demnächst für Ermittlungen nach Kanada.

"Wir hören dann auf, wenn wir alles eingesehen haben", sagte Schrimm. Wann das sei, wisse er nicht. Russland, Brasilien und Chile etwa hätten einen Antrag auf Rechtshilfe noch nicht genehmigt. Dortige Akten und Archive könnten seine Mitarbeiter deshalb bisher nicht auswerten.

stuttgarter-nachrichten.de