Donnerstag, 12. Mai 2011 16:49 morgenpost.de
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Tel Aviv - Das israelische Wiesenthal-Zentrum hat mit großer Empörung auf die Freilassung des früheren KZ-Wachmannes John Demjanjuk nach dessen Verurteilung reagiert. «Er gehört ins Gefängnis», sagte der Leiter der Jerusalemer Einrichtung, Efraim Zuroff, der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag.

«Das ist eine ganz fürchterliche Entscheidung», kommentierte Zuroff die Aufhebung des Haftbefehls für den 91-Jährigen durch das Landgericht München II. «Sein Alter hätte nicht berücksichtigt werden dürfen.» Demjanjuk sei wegen der Beteiligung an der Ermordung von rund 30 000 Juden verurteilt worden. «Ist es da angemessen, ihn freizulassen, so dass er die Gastfreundschaft der ukrainischen Gemeinde in Deutschland genießen kann?»

Der Leiter des Wiesenthal-Zentrums berichtete von einer Achterbahnfahrt seiner Gefühle. Zuroff begrüßte anfangs die Entscheidung des Gerichts, das Demjanjuk zu fünf Jahren Haft verurteilt hatte. Er sprach unmittelbar nach dem Urteil von einer sehr starken Botschaft, dass die Täter auch viele Jahre nach den Verbrechen des Holocaust noch für ihre Vergehen belangt werden können. Nun räumte er ein: «Am Anfang war ich begeistert, jetzt bin ich sehr enttäuscht.»

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