03.09.2007 - 21:01

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  Wiesenthal Center gibt Deutschland eine fünf  
 

Jerusalem (RPO). Die Fahnder beim Simon Wiesenthal Center tragen dafür Sorge, dass die Gräueltaten der Nazis nicht in Vergessenheit geraten und gesühnt werden. Erstmals bewerteten sie die Strafverfolgung in Deutschland als mangelhaft.

Vom 1. April 2006 bis zum 31. März 2007 seien keinerlei Anklagen oder Verurteilungen erreicht worden, hieß es in dem am Montag veröffentlichten sechsten Jahresbericht der Organisation mit Sitz in Jerusalem. "Deutschlands Versagen auf dem Gebiet der Verfolgung von NS-Tätern im vergangenen Jahr ist eine der größten Enttäuschungen für den Untersuchungszeitraum", erklärte Dr. Efraim Zuroff, Autor des Berichts und Leiter der Recherchen des Wiesenthal Centers zur Verfolgung von Nazi-Tätern weltweit.

In den mehr als drei Dutzend untersuchten Ländern stieg die Zahl der verurteilten NS-Täter den Angaben zufolge dagegen insgesamt zum zweiten Mal in Folge. Nach Informationen der Organisation wurden 21 Nazi-Verbrecher verurteilt gegenüber 16 im Vorjahr. Am erfolgreichsten seien die USA gewesen, gefolgt von Italien. Zu Beginn der Erhebungen 2001 habe Deutschland bei der Strafverfolgung vorn gelegen. In diesem Jahr bescheinigte das Wiesenthal Center auch Ländern wie Österreich, Polen, Litauen, Lettland und Kanada "bodenloses Versagen". Dutzende von Verfahren seien geführt, aber kein Erfolg in Form eines Gerichtsverfahrens erzielt worden.

Laut Zuroff soll der Bericht die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf das Thema lenken und dadurch zu einer Verstärkung der Bemühungen zur Verfolgung von NS-Tätern beitragen. Die Zahlen verdeutlichten die Erfolgsaussichten von NS-Prozessen. "Seit Januar 2001 sind 69 Urteile gegen Nazi-Täter verkündet, mindestens 44 neue Anklagen erhoben und Dutzende von neuen Ermittlungsverfahren aufgenommen worden", erklärte Zuroff. Die aktuelle Statistik widerlege die "weit verbreitete Vermutung, dass es zu spät sei, um Nazi-Mörder vor Gericht zu bringen".

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