13.04.2011 17:00 Uhr bild.de
Nebenkläger: Demjanjuk „Teil der Mordmaschinerie“

München – Er soll für den tausendfachen Mord an Juden verantwortlich sein: Am Mittwoch ging der Prozess gegen den Nazi-Schergen John Demjanjuk (91) weiter, die Nebenkläger hielten ihre Plädoyers.

Ein Angehöriger der Opfer bezeichnete Demjanjuk als „Teil der Mordmaschinerie der Nazis“. Der Nebenkläger hatte seine Eltern im Konzentrationslager Sobibor verloren, die Mutter sei hochschwanger vergast worden.

Die Nebenkläger sind nach Ende der Beweisaufnahme überzeugt, dass Demjanjuk in Sobibor KZ-Wächter war. Es sei eine „Beleidigung der Opfer“, dass der Angeklagte in dem Prozess durchgehend geschwiegen habe.

„Aus Respekt vor meinen humanistischen Eltern ersuche ich das Gericht, gegen diesen uralten Mann, der schon neun Jahre im Gefängnis verbracht hat, seine Schuld festzustellen, ihn aber nicht zu bestrafen”, sagte der 90-jährige Niederländer Jules Schelvis. Einige Angehörige von ermordeten Juden verlangten hingegen die Höchststrafe für Demjanjuk.

Demjanjuk ist der Beihilfe zum Mord in 27 900 Fällen angeklagt. Er soll 1943 als Wächter im Konzentrationslager Sobibor an der Ermordung von Juden beteiligt gewesen sein.

Die Staatsanwaltschaft hatte sechs Jahre Haft für Demjanjuk gefordert. Das Urteil soll am 12. Mai fallen.

Der Verteidiger Demjanjuks versuchte es erneut mit einem Ablenkungsmanöver. Ein 26 Jahre alter FBI-Bericht soll angeblich belegen, dass Demjanjuks Dienstausweis vom sowjetischen Geheimdienst KGB gefälscht worden sei.

Der Dienstausweis mit der Nummer 1393 ist ein zentrales Beweisstück im Kriegsverbrecher-Prozess.

Dr. Efraim Zuroff, Leiter des „Simon Wiesenthal Center“ in Jerusalem, zu BILD.de: „Mehrere Experten haben in der Vergangenheit festgestellt, dass der Dienstausweis von Demjanjuk zweifelsfrei echt ist. Es besteht keine Möglichkeit, dass das Gericht in München zu einem anderen Schluss kommt.“

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