04.02.2011 derwesten.de
Nazi-Fahnder in NRW erfolgreich

Essen. Die deutsche Justiz verstärkt massiv ihre Anstrengung, die letzten noch lebenden NS-Kriegsverbrecher zur Verantwortung zu ziehen. Aus Jerusalem kommt Lob für die Fahndungs-Ergebnisse aus NRW.


Das Simon Wiesenthal Center Jerusalem, das die Verfolgung von NS-Verbrechen weltweit begleitet und bewertet, lobt die Arbeit der Fahnder in NRW in ihrem neuesten Jahresbericht. Allein bei der Staatsanwaltschaft Dortmund, die für diese Ermittlungen in Nordrhein-Westfalen zuständig ist, sind 17 Verfahren anhängig. Der Jahresbericht liegt derwesten.de vor. Vor allem wegen der Ermittlungen in Nordrhein-Westfalen und in Bayern werde Deutschland erstmals die Höchstnote A für die Verfolgung der Nazi-Gräueln gegeben, die bisher immer nur den USA zugebilligt wurde, schreibt darin Efraim Zuroff, der Direktor des Centers.

Der Bericht nennt Zahlen. Danach ist es den deutschen Nazi-Jägern trotz des hohen Alters der möglicherweise Beteiligten seit April 2009 gelungen, zwei Verurteilungen, drei Anklagen und 130 neue Ermittlungsverfahren durchzusetzen. Zum Vergleich: Im Jahr davor waren es erst 43 neu eröffnete Verfahren, 2007 nur 31. Das Wiesenthal-Center erklärt, dies liege unter anderem daran, dass die deutsche Justiz jetzt nicht mehr nur Täter im Offiziersrang, sondern auch die Verantwortlichen in Rängen darunter verfolge sowie Ausländer, wenn sie in Deutschland gefasst werden könnten.

Zwei neue Verurteilungen in NRW seit 2009
Die nach wie vor meist gesuchten Kriegsverbrecher sind der Eichmann-Vertraute Alois Brunner, der „noch am Leben sein könnte“ und dann in Syrien vermutet werde, und der als „Arzt von Sachsenhausen“ bekannte Mediziner Dr. Aribert Heim. Dass Heim 1992 in Kairo verstorben sei, hält Zuroff für nicht belegt. Es fehle auch eine Leiche.

Der Bericht äußert auch indirekt Kritik am Verhalten deutscher Behörden. Dabei geht es um die Auslieferung zweier in Dänemark und den Niederlanden verurteilter Bundesbürger, die verweigert werde: Die von Klaas Carl Faber, einem SS-Offizier, der niederländische Widerstandkämpfer ermordet haben soll, und von Soeren Kam, der an dem Mord an dem NS-Kritiker und Journalisten Carl Henrik Clemmensen beteiligt gewesen sein.

Der Leiter der Dortmunder Zentralstelle für die Aufarbeitung von NS-Verbrechen, Andreas Brendel, sagte derwesten.de., seit 1961 habe seine Dienststelle 1453 Verfahren mit unterschiedlichsten Ergebnissen durchgeführt. Besonders hebt er in diesem Zusammenhang die Arbeit zur Aufklärung der Vorgänge im KZ Belzec in Südostpolen hervor. Dort wurden 450 000 Juden umgebracht.

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