12.11.2010 - 23:51 UHR bild.de
Mutmaßlicher NS-Kriegsverbrecher Samuel Kunz (89) ist tot

Bonn - Auf der Liste der meistgesuchten NS-Kriegsverbrecher der Simon Wiesenthal Stiftung belegte er Platz drei. Jetzt ist Samuel Kunz im Alter von 89 Jahren gestorben.

Staatsanwalt Andreas Brendel, Leiter der Zentralstelle zur Aufarbeitung von NS-Kriegsverbrechen in Dortmund, bestätigte soeben einen Exklusiv-Bericht der BILD-Zeitung Köln vom Samstag (20.11.10): „Ich habe soeben die Sterbeurkunde vorliegen. Demnach verstarb der Angeklagte Samuel Kunz am vergangenen Donnerstag.“

Damit ist der für Frühjahr 2011 vor dem Bonner Landgericht geplante Prozess gegen Samuel Kunz hinfällig. Ankläger Andreas Brendel gegenüber BILD: „Im Hinblick auf die Opfer hätte ich gerne den Prozess geführt. Es wäre eine Chance gewesen, die Massaker an der jüdischen Bevölkerung in den Vernichtungslagern, insbesondere in Belzec, aufzuarbeiten. Wir hatten sehr viel Energie in dieses Verfahren gesteckt und eigentlich damit gerechnet, dass Kunz den Prozess erleben würde.“

Der Wolgadeutsche Samuel Kunz war von 1942 bis 1943, als „Trawniki“ von der SS rekrutiert, als Oberaufseher im Vernichtungslager Belzec (Polen) tätig – und damit ein Mordgehilfe der Nazis. Vorwurf der Anklage: Der 89-Jährige war wegen zehnfachen Mordes und Beihilfe zur Ermordung von mehr 400 000 Menschen angeklagt. Im Vernichtungslager Belzec wurden schätzungsweise 440 000 Menschen getötet – die allermeisten vergast. Laut Staatsanwalt Andreas Brendel hätten nur drei Menschen den Holocaust von Belzec überlebt.

bild.de