12.11.2010 - 23:51 UHR bild.de
Mutmaßlicher Nazi-Schlächter zu krank für seinen Prozess?
Von Georgios XANTHOPOULOS

Bonn – Er ist grausamer Massenverbrechen angeklagt. Aber muss Samuel K. (89) nie mehr dafür vor Gericht?

BILD erfuhr: Der mutmaßliche Nazi-Schlächter soll sehr krank sein!

Nach mehrtägigem Aufenthalt in einer Klinik wegen angeblicher Atemnot wurde er jetzt nach Hause entlassen. Fast täglich schaut ein medizinischer Pflegenotdienst bei ihm vorbei. Erst kürzlich wurde ihm ein Krankenpflegebett ins Haus geliefert.

Und: Am Donnerstag ließ er sogar zwei katholische Pfarrer kommen. Nachbarn rätseln: „Nicht, dass er die Letzte Ölung bekommt . . .“ Am gleichen Tag kam auch sein Hausarzt, ein Internist.

BILD hakte beim zuständigen Erzbistum Köln nach. Sprecher Christoph Heckeley: „Zu Fragen der Seelsorge geben wir keine Auskünfte.“

Dem Greis werden Kriegsverbrechen zur Last gelegt. Als Oberwachmann und SS-Gehilfe soll er 1942/43 im Vernichtungslager Belzec (Polen) zehn Juden eigenhändig erschossen haben. Zudem ist K. der Beihilfe zur Vergasung von 430 000 Menschen angeklagt.

Wäre Samuel K. tatsächlich so ernsthaft krank, dass ihn Ärzte für „nicht verhandlungsfähig“ erklären, könnte der für Frühjahr 2011 geplante Prozess vorm Bonner Landgericht platzen. Gerichtssprecher Joachim Klages: „Bislang wissen wir nichts von einer Erkrankung des Angeschuldigten.“

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