26. August 2010 16:41
tvaktuell.com
Bayerische Justiz in der Kritik

Wiesenthal Center fordert Überprüfung von NS-Kriegsverbrecher-Urteil

Jerusalem (ddp). Das Simon Wiesenthal Center fordert von der bayerischen Justiz die Überprüfung eines 60 Jahre alten Urteils der niederländischen Justiz gegen einen mutmaßlichen NS-Kriegsverbrecher. Der Direktor des Wiesenthal Büros in Israel, Efraim Zuroff, rief die Justizbehörden am Donnerstag dazu auf, den mittlerweile 88-Jährigen «für seine Beteiligung an der Ermordung von unschuldigen Zivilisten» zu bestrafen.

Den Angaben zufolge wurde der Mann in den Niederlanden wegen der Ermordung von mindestens elf Zivilisten zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. 1952 sei er jedoch geflüchtet und lebe seit Jahrzehnten unbehelligt in Ingolstadt. Grund dafür sei der bisherige Standpunkt der bayerischen Justiz, sein Tatbeitrag sei wegen seiner «untergeordneten Rolle als Teilnehmer an einem Erschießungskommando nur als gering anzusehen», kritisierte Zuroff. Deshalb könne er nicht als Mörder belangt werden.

Auch das Bundesjustizministerium hat den Freistaat aufgefordert, den Fall einer erneuten Prüfung zu unterziehen.

Der gebürtige Niederländer, der auf der Liste der meistgesuchten NS-Kriegsverbrecher des Wiesenthal Centers steht, soll einem SS-Sonderkommando angehört haben, das als Vergeltung für den Widerstand gegen Hitler mindestens 54 Zivilisten ermordete.

Das Wiesenthal Center mit seinem Hauptsitz in Los Angeles begreift sich als jüdische Menschenrechtsorganisation. Ihr Ziel ist es, Antisemitismus, Hass und Terrorismus zu bekämpfen und künftigen Generationen die Lehren aus dem Holocaust zu verdeutlichen.

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