10.08.2010
jungewelt.de
Ermittlungen gegen Nazikriegsverbrecher

Verfahren gegen weiteren SS-Lageraufseher und Mitglied des Kommandos »Silbertanne« in Vorbereitung
Mehr als 65 Jahre nach Kriegsende hat die deutsche Justiz weitere mutmaßliche Nazikriegsverbrecher ins Visier genommen. Nach John Demjanjuk und Samuel K. könnte demnächst mit dem in Bayern lebenden Alex N. ein weiterer mutmaßlicher SS-Lageraufseher angeklagt werden, wie der Spiegel am Samstag berichtete. Zudem wurde die Bundesregierung im Fall des bereits in den Niederlanden verurteilten Klaas Carel F. aktiv.

Im Fall von Alex N. sollen die Informationen der »Zentralen Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen« noch in dieser Woche an die Staatsanwaltschaft München gehen, so eine Richterin in Ludwigsburg am Montag. Nach den rund ein halbes Jahr dauernden Ermittlungen werde dem 1917 geborenen N. vorgeworfen, er sei an der Erschießung von mindestens 100 größtenteils jüdischen Zwangsarbeitern im Lager Treblinka I beteiligt gewesen, sagte die Richterin. Er soll demnach auch selbst geschossen haben. Auf N. war die Justiz im Zuge des Prozesses um den mutmaßlichen Kriegsverbrecher John Demjanjuk in München aufmerksam geworden. Er hatte dort auch ausgesagt – damals noch als Zeuge.

Klaas Carel F. wird auf der Liste der meistgesuchten Nazikriegsverbrecher des Simon-Wiesenthal-Zentrums geführt. F. gehörte wie der im März vom Aachener Landgericht zu lebenslanger Haft verurteilte Ex-SS-Mann Heinrich Boere im Zweiten Weltkrieg dem SS-Sonderkommando »Silbertanne« an. Die niederländische Justiz verurteilte ihn wegen der Ermordung von 22 Zivilisten zum Tode, das Urteil wurde aber in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. Zu Opfern von »Silbertanne« zählten schon Niederländer, die von den Nazis als antideutsch gesonnen angesehen wurden. (apn/jW)

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