12.04.2010 - 19:15 UHR
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Die zehn meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrecher

Sie haben Tausende Menschenleben auf dem Gewissen: Das Simon-Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem hat jetzt eine neue Liste mit den zehn meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrechern veröffentlicht.

Erstmals steht der ehemalige ungarische Polizeioffizier Sandor Kepiro an erster Stelle. Der heute 95-Jährige wird beschuldigt, im Januar 1942 im serbischen Novi Sad an der Ermordung von mehr als 1200 Zivilisten beteiligt gewesen zu sein.

Der heute 96 Jahre alte ehemalige Polizeichef in Kroatien, Milivoj Asner, soll aktiv bei der Verfolgung und Deportation Hunderter Serben, Juden sowie Sinti und Roma geholfen haben.

Samuel Kunz (Deutschland) wird der Teilnahme am Massenmord an Juden im ehemaligen deutschen Vernichtungslager Belzec im damals besetzten Polen beschuldigt.

Der ehemalige SS-Unteroffizier Adolf Storms (Deutschland) soll im März 1945 am Mord an 58 jüdischen Zwangsarbeitern im Dorf Deutsch Schützen in Österreich beteiligt gewesen zu sein.

Klaas Carl Faber (Deutschland) wurde in den Niederlanden für den Tod von Gefangenen im Transitlager Westerbork und dem Gefängnis von Groningen 1944 zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde 1948 in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. Flucht aus dem Gefängnis 1952.

Karoly (Charles) Zentai (Australien) nahm 1944 an der Verfolgung und dem Mord an Juden in Budapest teil. Ungarn hat 2005 die Auslieferung beantragt. Zentais letzter Einspruch wird derzeit vor Gericht in Perth verhandelt.

Soeren Kam (Deutschland) wird beschuldigt, für den Tod eines dänischen Journalisten verantwortlich zu sein. Kam soll das Einwohnerverzeichnis der jüdischen Gemeinde in Dänemark gestohlen und damit die Deportation dänischer Juden in deutsche Konzentrationslager ermöglicht haben. Dänemark hat 1999 die Ausweisung beantragt.

Peter Egner (USA) war ehemaliges Mitglied der von den Nazis kontrollierten Sicherheitspolizei im serbischen Belgrad. Von April 1941 bis September 1943 soll er an der Tötung von 17 444 Juden, Kommunisten sowie Sinti und Roma beteiligt gewesen sein. Serbien hat die Ausweisung Egners beantragt.

Algimantas Dalide (Deutschland) nahm Juden fest, die später von den Nationalsozialisten und litauischen Kollaborateuren getötet wurden. Von den USA ausgeliefert und in Litauen verurteilt. Musste aber seine Haftstrafe aus „Alters- und Gesundheitsgründen“ nicht antreten.

Michail Gorschkow (Estland) arbeitete als Dolmetscher für die Gestapo in Weißrussland und soll an der Ermordung von Juden in Slutzk beteiligt gewesen sein.

In einer Sonderkategorie sucht das Wiesenthal-Zentrum außerdem nach diesen Nazi-Kriegsverbrechern:

• Alois Brunner (Syrien).Der wichtigste bislang strafrechtlich nicht verfolgte Nazi-Kriegsverbrecher, der noch am Leben sein könnte. Der heute 98 Jahre alte ehemalige SS-Hauptsturmführer gilt als „rechte Hand“ Adolf Eichmanns. Als „Ingenieur der Endlösung“ soll der Österreicher für den Tod von etwa 130 000 Juden aus mehreren Ländern verantwortlich sein. Zum letzten Mal 2001 gesehen.

• Aribert Heim. Nach Presseberichten soll der als „Dr. Tod“ berüchtigte frühere KZ-Arzt bereits 1992 im Alter von 78 Jahren in Kairo gestorben sein. Das Wiesenthal-Zentrum bezweifelt die Angaben, weil weder der Tod bestätigt noch die sterblichen Überreste gefunden worden sind.

Das Simon Wiesenthal Center begreift sich als jüdische Menschenrechtsorganisation. Ihr Ziel ist es, Antisemitismus, Hass und Terrorismus zu bekämpfen und künftigen Generationen die Lehren aus dem Holocaust zu verdeutlichen.

Im neuen Jahresbericht wurde Deutschland für die verstärkte juristische Aufarbeitung von NS-Kriegsverbrechen ausdrücklich gelobt, erzielte gemeinsam mit den USA die Bestnote bei der juristischen Verfolgung von NS-Verbrechen.

Die Bundesrepublik habe ihre Bemühungen bei der Strafverfolgung von NS-Verbrechern in den vergangenen Jahren deutlich verstärkt, heißt es in dem Bericht.

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