17.01.2010 - 13:44 UHR
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Ex-Regierungsbeamter ein Nazi-Verbrecher?

Er soll im Vernichtungslager Belzec an der Ermordung von 430 000 Juden mitgewirkt haben

Ein pensionierter Beamter der Bundesregierung soll Nazi-Verbrechen im Vernichtungslager Belzec begangen haben. Die Zentralstelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen hat die Ermittlungen gegen den bei Bonn lebenden mutmaßlichen Nazi-Täter abgeschlossen.

Das bestätigte der Leiter der Zentralstelle in Ludwigsburg, Kurt Schrimm, ohne Einzelheiten zu nennen. Laut Nachrichtenmagazin „Spiegel“ handelt es sich um einen früher im Bundesbauministerium beschäftigten Beamten.

Die Ergebnisse würden an die Staatsanwaltschaft Dortmund geleitet. Der Beschuldigte soll zwischen Ende November 1941 und Frühjahr 1943 als Aufseher im NS-Vernichtungslager Belzec in Polen an der Ermordung von mindestens 430 000 Juden mitgewirkt haben.

Das Magazin zitiert aus dem Ermittlungsbericht, wonach ein ehemaliger, mittlerweile verstorbener Kamerad ausgesagt habe, dass der Beschuldigte selbst mehrere Juden erschossen habe – einmal Angehörige eines Arbeitskommandos und einmal Häftlinge nach einem Fluchtversuch. Ein Überlebender von Belzec habe ihn als „einen der größten Mörder“ im Lager bezeichnet. Der Aufseher lebt dem „Spiegel“- Bericht zufolge fast 90-jährig als Ruhestandsbeamter in der Nähe von Bonn. Zuvor habe er als Amtsgehilfe im Bundesbauministerium gearbeitet.

Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet, hat die Zentralstelle auch ihre Ermittlungen gegen einen im US-Bundesstaat Michigan wohnenden gebürtigen Ukrainer, Iwan Kalymon, abgeschlossen. Ob er angeklagt wird, muss dem Bericht zufolge die Staatsanwaltschaft München entscheiden.

Kalymon hat nach Erkenntnissen der Ludwigsburger Ermittler für die deutschen Besatzer in der Ukraine als Hilfspolizist gearbeitet. 1942 habe er eigenhändig einen Juden erschossen. Eine Notiz darüber soll Ende Januar noch mit handschriftlichen Notizen Kalymons im ukrainischen Lemberg abgeglichen werden.

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