Er soll im Vernichtungslager
Belzec an der Ermordung von 430 000 Juden mitgewirkt haben
Ein pensionierter Beamter der Bundesregierung soll Nazi-Verbrechen im Vernichtungslager Belzec begangen haben. Die Zentralstelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen hat die Ermittlungen gegen den bei Bonn lebenden mutmaßlichen Nazi-Täter abgeschlossen.
Das bestätigte der Leiter der Zentralstelle in Ludwigsburg,
Kurt Schrimm, ohne Einzelheiten zu nennen. Laut Nachrichtenmagazin „Spiegel“ handelt
es sich um einen früher im Bundesbauministerium beschäftigten
Beamten.
Die Ergebnisse würden an die Staatsanwaltschaft Dortmund
geleitet. Der Beschuldigte soll zwischen Ende November 1941
und Frühjahr 1943 als Aufseher im NS-Vernichtungslager
Belzec in Polen an der Ermordung von mindestens 430 000 Juden
mitgewirkt haben.
Das Magazin zitiert aus dem Ermittlungsbericht, wonach ein
ehemaliger, mittlerweile verstorbener Kamerad ausgesagt habe,
dass der Beschuldigte selbst mehrere Juden erschossen habe – einmal
Angehörige eines Arbeitskommandos und einmal Häftlinge
nach einem Fluchtversuch. Ein Überlebender von Belzec
habe ihn als „einen der größten Mörder“ im
Lager bezeichnet. Der Aufseher lebt dem „Spiegel“-
Bericht zufolge fast 90-jährig als Ruhestandsbeamter
in der Nähe von Bonn. Zuvor habe er als Amtsgehilfe
im Bundesbauministerium gearbeitet.
Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet,
hat die Zentralstelle auch ihre Ermittlungen gegen einen
im US-Bundesstaat Michigan wohnenden gebürtigen Ukrainer,
Iwan Kalymon, abgeschlossen. Ob er angeklagt wird, muss dem
Bericht zufolge die Staatsanwaltschaft München entscheiden.
Kalymon hat nach Erkenntnissen der Ludwigsburger Ermittler
für die deutschen Besatzer in der Ukraine als Hilfspolizist
gearbeitet. 1942 habe er eigenhändig einen Juden erschossen.
Eine Notiz darüber soll Ende Januar noch mit handschriftlichen
Notizen Kalymons im ukrainischen Lemberg abgeglichen werden.
bild.de
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