23. November 2009 net-tribune.de
Prozess gegen mutmaßlichen NS-Verbrecher Boere geht weiter

Aachen - Der Antrag auf die Einstellung des Verfahrens gegen den mutmaßlichen NS-Verbrecher Heinrich Boere ist vom Landgericht Aachen abgewiesen worden. Der Vorsitzende Richter Gerd Nohl erklärte am Montag, dem Prozess stehe nichts im Wege, weil ein früheres Urteil gegen den 88-Jährigen nie vollstreckt worden sei. Die Verteidiger hatten argumentiert, nach der Verurteilung Boeres 1949 in den Niederlanden sei ein zweites Strafverfahren nicht mehr möglich und würde gegen das Verbot der Doppelbestrafung verstoßen.

Der ehemalige SS-Mann und gebürtige Niederländer soll 1944 in den Niederlanden drei Männer erschossen haben. 1949 wurde er dafür in Amsterdam in Abwesenheit zum Tode verurteilt, später wurde die Strafe in lebenslange Haft umgewandelt. Diese hatte er jedoch nie verbüßt.

Laut Anklage war der heute 88-Jährige im Jahr 1940 der Waffen-SS beigetreten und später zur «Germanischen SS» in den Niederlanden abkommandiert worden. Im Kriegsjahr 1944 soll er zusammen mit anderen SS-Männern drei Zivilisten in Breda, Voorschoten und Wassenaar getötet haben.

Die Taten sollen Teil völkerrechtswidriger Repressionen gegen die niederländische Bevölkerung gewesen sein. Insgesamt fielen solchen unter dem Tarnnamen «Silbertanne» ausgeführten Aktionen mindestens 54 Niederländer zum Opfer. Boere floh 1947 aus der Kriegsgefangenschaft nach Eschweiler bei Aachen, wo er sich eine bürgerliche Existenz aufbaute und als Bergmann arbeitete.

Der Angeklagte erklärte, sich am nächsten Prozesstag am Freitag zu seiner Person äußern zu wollen und auch für Fragen der Kammer zur Verfügung zu stehen. Das seit Ende Oktober laufende Verfahren ist zunächst bis zum 18. Dezember angesetzt.

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