09. Jul 2009, 15:32 Uhr
abendzeitung.de
Nazi-Verbrecher Faber lebt unbehelligt in Ingolstadt

MÜNCHEN - John Demjanjuk (89) soll im Herbst der Prozess gemacht werden wegen 29000-fachen Mordes in Sobibor – nun fordert die FDP-Landeschefin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger die Wiederaufnahme der Strafverfolgung für den mutmaßlichen NS-Verbrecher Klaas Carel Faber.

Sie hält es für „nicht hinnehmbar“, dass der gebürtige Niederländer auf der Grundlage eines „Führererlasses“ von 1943 nicht an Holland ausgeliefert werde, sagte sie gestern der „Abendschau“ des BR. Der 87-Jährige lebt seit Jahrzehnten in Ingolstadt. In den Niederlanden war er für den Tod von Gefangenen im Transitlager Westerbork 1944 zum Tode verurteilt worden. Das Urteil wurde 1948 in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. 1952 floh er aus dem Gefängnis.

Faber wird als Nummer fünf der meistgesuchten Nazi-Verbrecher geführt.

„Ich fordere, dass jetzt endlich von Seiten der Generalstaatsanwaltschaft oder von Seiten der zuständigen Ämter auf Bundesebene geprüft wird, was man machen kann, um entweder eine Auslieferung zum Zwecke der Strafverbüßung in Holland zu erreichen, oder ein Verfahren in Deutschland einzuleiten“, sagte Leutheusser-Schnarrenberger.

Klaas Carel Faber wird als Nummer fünf der Wiesenthal-Liste der meistgesuchten Nazi-Verbrecher weltweit geführt. Der 87-Jährige soll Aufseher in Westerbork gewesen sein, wo die Nazis holländische Juden für den Weitertransport in Konzentrationslager zusammentrieben. Auch hier kam es zu Hinrichtungen durch SS-Angehörige. Faber war einer von ihnen und für den Tod von mindestens 11 Menschen verantwortlich. Nach seiner Flucht lieferte ihn Deutschland nicht aus – weil Faber laut „Führererlass“ von 1943 die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten hatte. Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden, hält es für „skandalös“, dass Faber bislang weder ausgeliefert noch in Deutschland einer gerechten Strafe zugeführt worden sei.

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