25.06.07 Westfälische Nachrichten
  „Nazi-Jäger“ wollen letzte Chance nutzen  
 

Münster. Der Gedanke ist für den Leiter des Jerusalemer Simon Wiesenthal Centers unerträglich: „Noch immer leben Nazi-Verbrecher, denen es mit Glück oder Geschick gelungen ist, ihrer Strafe zu entgehen, mitten unter uns.“ Dr. Efraim Zuroff würde sie lieber heute als morgen überführen, denn die Zeit drängt. „Fünf, vielleicht sechs Jahre noch“, schätzt er – dann werden sie gestorben sein. „Operation Last Chance“ heißt das Projekt, das Zuroff 2002 ins Leben gerufen hat und mit dem die letzten noch lebenden Holocaust-Täter aufgespürt werden sollen.

Europaweit hat das Zentrum seitdem dazu aufgerufen, Informationen über mögliche Täter weiterzuleiten. Hunderte Anrufe gingen bei Hotlines ein, fast 500 Ermittlungsverfahren wurden eingeleitet, mittlerweile 67 Verbrecher verurteilt. Für Zuroff ein Beleg, „dass es immer noch möglich ist, diese Menschen zur Verantwortung zu ziehen“.

Um die letzte Chance optimal zu nutzen, setzt das Center auf Kooperationspartner. Zu ihnen gehört neuerdings auch die Villa ten Hompel in Münster. In dem Haus wurden während des Dritten Reichs Polizeibataillone aufgestellt, die massiv an der Ermordung der jüdischen Bevölkerung Osteuropas beteiligt waren. Heute wird hier die NS-Vergangenheit erforscht.

Wie Dr. Stefan Klemp, Mitarbeiter des Wiesenthal Centers, am Dienstag betonte, wollen beide Seiten ab sofort den gegenseitigen Informationsaustausch intensivieren. Aus den Ergebnissen soll das gemeinsame Projekt „Europäische Täterbiografien“ entwickelt werden. Zugleich wird die Villa ten Hompel, so weit möglich, das Center bei der Täter-Suche unterstützen.

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