Auf der
Suche nach dem Nazi-Verbrecher Aribert Heim hat das Simon-Wiesenthal-Zentrum
die Berliner Staatsanwaltschaft eingeschaltet, um Gewissheit über
dessen Verbleib zu bekommen.
Die Organisation stellte heute Strafanzeige bei der Behörde.
Damit soll geklärt werden, ob Anwälte des früheren
SS-Arztes vor Gericht die Unwahrheit über das Schicksal
Heims sagten. Heims Sohn Rüdiger hatte im vergangenen
Februar behauptet, dass sein Vater bereits 1992 in Kairo
gestorben sei, wo er jahrzehntelang unter falschem Namen
gelebt habe.
Doch nach Darstellung des Wiesenthal-Zentrums gaben Heims
Anwälte noch vor kurzem vor Gericht an, sie stünden
in regelmässigem Kontakt mit dem Gesuchten. Der Wiesenthal-Ermittler
Efraim Zuroff sagte dazu, entweder habe die Verteidigung
falsch ausgesagt oder Rüdiger Heim habe gelogen.
Anwälte bestreiten die Behauptungen
Heims Anwälte in Berlin und Frankfurt am Main wiesen
die Darstellung zurück. Der Berliner Jurist Michael
Hoepfner sagte, er habe vor Gericht lediglich argumentiert,
dass eine Person so lange als lebend gelte, bis sie für
tot erklärt werde. Auch Heims Bevollmächtigter
Fritz Steinacker widersprach der Darstellung: «Das
ist völlig falsch. Ich habe keinen Kontakt mit Herrn
Heim gehabt», sagte der Frankfurter Anwalt.
Der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Michael Grunwald,
konnte den Eingang der Anzeige heute noch nicht bestätigen.
Es kann demnach einige Zeit dauern, bis entschieden wird,
ob genügend Beweise für ein Ermittlungsverfahren
vorliegen.
Streit um eine Million Euro
Zuletzt war im Februar Bewegung in den Fall gekommen, als
das ZDF und die «New York Times» Dokumente veröffentlichten,
nach denen Heim im Jahr 1992 tatsächlich in Ägypten
an Krebs starb. Das Material wird derzeit von der Polizei
in Baden-Württemberg untersucht.
Bei dem langwierigen Rechtsstreit in Deutschland geht es
nach Mitteilung des Wiesenthal-Zentrums um eine Million Euro
von Heim, die auf einem Berliner Bankkonto liegen. Hoepfner
bestätigte nur, dass es sich um eine siebenstellige
Summe handele. Die Gerichte müssen sich mit der Frage
beschäftigen, ob auf die Zinsen Steuern fällig
sind. Wann der Streit gelöst wird, ist offen.
Seit 1962 auf der Flucht
Aribert Heim, geboren am 28. Juni 1914, war ein Arzt und
Mitglied der SA und der SS. Er steht auf der Liste der meistgesuchten
Kriegsverbrecher aus der Zeit des Nationalsozialismus des
Simon-Wiesenthal-Zentrums an erster Stelle.
Als Lagerarzt im Konzentrationslager Mauthausen soll er
viele Häftlinge ermordet zu haben; von Zeitzeugen wurde
er auch als «Dr. Tod» und «Schlächter
von Mauthausen» bezeichnet. Seit 1962 war er flüchtig
und wurde mit einem internationalem Haftbefehl gesucht. (raa/ap)
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