Die Bundesregierung
stellt nach SPIEGEL-Informationen Bedingungen für eine
baldige Abschiebung des mutmaßlichen KZ-Aufsehers John
Iwan Demjanjuk, der in den USA lebt: Der 88-Jährige
solle per Linienmaschine nach Deutschland gebracht werden
- und benötige dafür einen Ausweis.
Experten des Auswärtigen Amts, des Innen- und des Justizministeriums
waren sich bei einem Treffen am vergangenen Freitag darüber
einig, dass Demjanjuk nur in einer Linienmaschine nach Deutschland
gebracht werden solle, nicht mit einem militärischen
Transportflugzeug.
Als Zielflughafen wurde München bestimmt, ein Arzt
und ein Polizist müssten mitfliegen. Für die Reise
benötige der staatenlose Demjanjuk ein Dokument, das
ihn identifizierbar mache.
Eine Abschiebung Demjanjuks nach Deutschland könnte
unmittelbar bevorstehen: Am vergangenen Mittwoch hat das
Amtsgericht München Haftbefehl gegen Demjanjuk erlassen.
Deutsche Ermittler werfen ihm vor, 1943 als Wachmann im
NS-Vernichtungslager Sobibór Beihilfe zum Mord an
mindestens 29.000 Personen jüdischen Glaubens geleistet
zu haben.
Sobald Demjanjuk in Deutschland eintreffe, sei beabsichtigt,
ihn als Beschuldigten zu vernehmen und voraussichtlich anschließend
Anklage zu erheben.
Einem baldigen Prozess gegen Demjanjuk könnte dessen
Gesundheitszustand entgegenstehen. Nach Angaben seines Sohnes
und seines amerikanischen Anwalts leidet Demjanjuk an Myelodysplasie,
einer Vorform von Leukämie. Sein Vater liege zwar aufgrund
guter medizinischer Versorgung "im Moment nicht auf
dem Sterbebett", sagte Demjanjuks Sohn John Jr. dem
SPIEGEL. Das würde sich aber ändern "wenn
er in einer Gefängniszelle sitzt".
Ein US-amerikanischer Amtsarzt muss darüber entscheiden,
ob Demjanjuk transportfähig ist.
spiegel.de
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