05.02.09, 09:55 focus.de
  LKA will nach Leiche von Aribert Heim suchen  
 

Nach den Berichten über den Tod von KZ-Arzt Aribert Heim will das baden-württembergische LKA nun in Ägypten nach der Leiche von Heim suchen lassen. Der nach seinem Abtauchen in den sechziger Jahren meistgesuchte NS-Kriegsverbrecher wurde bis zuletzt für lebendig und flüchtig gehalten

Ermittler des baden-württembergischen Landeskriminalamts wollen in Ägypten nach der Leiche von KZ-Arzt Aribert Heim suchen lassen. Auch die Behörde habe Hinweise darauf, dass Heim 1992 in Kairo gestorben sei, sagte ein LKA-Sprecher am Donnerstag und bestätigte damit Berichte von ZDF und „New York Times“. Demnach starb der frühere KZ-Arzt am 10. August 1992 in der ägyptischen Hauptstadt an Darmkrebs.

LKA-Sprecher Horst Haug sagte der AP, die Informationen würden nun amtlich überprüft. „Wir versuchen, den Leichnam zu finden“, sagte er. Das alles werde aber eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, weil Recherchen in Ägypten notwendig seien. Für den Vormittag kündigte die Behörde eine weitere Erklärung an.

Heim hielt sich den Berichten zufolge nahezu 30 Jahre in Kairo vor den Ermittlern versteckt. Der Gesuchte war im Konzentrationslager Mauthausen als „Dr. Tod“ berüchtigt und soll 1941 als SS-Arzt zahlreiche Häftlinge mit Injektionen ins Herz gefoltert und getötet haben. Heim arbeitete nach dem Krieg als Arzt in Süddeutschland. Als Anfang der 60er Jahre Anklage gegen ihn erhoben wurde, tauchte er unter.

Zur Tarnung zum Islam konvertiert

Den Recherchen zufolge konvertierte Heim an seinem Zufluchtsort Kairo Anfang der 80er Jahre zur Tarnung zum Islam und trug seitdem den Namen Tarek Farid Hussein. Vorher habe er unter seinem zweiten Vornamen als Ferdinand Heim in Kairo gelebt.

Sein Sohn Rüdiger bestätigte laut ZDF, dass Heim jahrelang in Kairo lebte und dort starb. „Ja, mein Vater hat in Kairo gelebt“, wurde Rüdiger Heim zitiert. Er habe ihn Mitte der 70er Jahre erstmals in Kairo besucht und ihn später nach einer Krebsoperation Anfang 1990 über mehrere Monate gepflegt. Die Diagnose sei „nicht heilbar“ gewesen, 1992 sei Aribert Heim gestorben. „Am Tag nach dem Ende der Olympiade, am 10. August frühmorgens, ist er eingeschlafen“, wurde Rüdiger Heim zitiert, der in Baden-Baden lebt.

Aktentasche mit mehr als 100 Dokumenten

Bei Recherchen in Ägypten sprach das ZDF nach eigenem Bericht mit Augenzeugen und fand die Aktentasche Heims mit mehr als 100 Dokumenten. Unter ihnen befänden sich die Kopie eines ägyptischen Passes, Anträge auf Aufenthaltsgenehmigungen, Kontoauszüge, persönliche Briefe und medizinische Unterlagen, die Heim bis zu seinem Tod in seinem Zimmer in einem Kairoer Hotel aufbewahrt habe. Danach lässt sich zweifelsfrei nachweisen, dass Hussein und der gesuchte Nazi-Verbrecher ein und dieselbe Person sind. Die Recherchen würden von zahlreichen Zeugen bestätigt.

Bisher waren das Simon-Wiesenthal-Zentrum, das Nazi-Verbrecher sucht, sowie Zielfahnder des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg davon ausgegangen, dass Heim noch am Leben ist und sich in Südamerika versteckt hält.

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