04.02.2009 22:13 Uhr sueddeutsche.de
  KZ-Arzt Aribert Heim offenbar lange tot  
 

Die Suche nach dem "Schlächter von Mauthausen" scheint zu Ende: Aribert Heim soll vor Jahren in Kairo gestorben sein - unter dem Namen "Tarek Farid Hussein".

Der meistgesuchte NS-Verbrecher Aribert Heim ist nach Informationen des ZDF und der New York Times schon lange tot. Der frühere KZ-Arzt sei bereits am 10. August 1992 in Kairo an Krebs gestorben, ergaben gemeinsame Recherchen der beiden Medien. Aribert Heim, der auch als "Dr. Tod" bezeichnet wurde, war zuletzt in Südamerika vermutet worden. Heim hielt sich demnach nahezu 30 Jahre in der ägyptischen Hauptstadt vor den Ermittlern versteckt.


Hussein und Heim: Dieselbe Person
Heim galt als extrem grausam. Er arbeitete als Arzt in den Konzentrationslagern Sachsenhausen (1940), Buchenwald (1941) und Mauthausen (1941). Augenzeugen berichteten, er habe aus der gegerbten Haut eines Opfers einen Lampenschirm für den Lagerkommandanten herstellen lassen. Nach weiteren Aussagen führte Heim an betäubten Patienten medizinische Experimente durch, entnahm ihnen willkürlich Organe und tötete Hunderte Häftlinge durch Benzininjektionen ins Herz. Auf der Liste der meistgesuchten Nazi-Kriegsverbrecher des Simon-Wiesenthal-Zentrums, das bis heute nach NS-Verbrechern sucht und den Tod Heims bislang nicht bestätigte, steht er an erster Stelle.

Der 1914 geborene Österreicher praktizierte nach dem Krieg in Baden-Baden als Frauenarzt. Heim war 1945 von US-Soldaten verhaftet worden, zweieinhalb Jahre später wurde er jedoch wieder freigelassen - nach Angaben des
Wiesenthal-Zentrums unter verdächtigen Umständen. Er war seit 1962 auf der Flucht. Gegen ihn besteht ein internationaler Haftbefehl.


Eine Aktentasche voller Beweise
Laut der Mitteilung des ZDF war Heim zu seiner Tarnung Anfang der 80er Jahre zum Islam konvertiert und trug seitdem den Namen Tarek Farid Hussein. Vorher habe er unter seinem zweiten Vornamen als Ferdinand Heim in Kairo gelebt. Das ZDF habe eine Aktentasche gefunden, die Heim bis zu seinem Tod in seinem Zimmer in einem Kairoer Hotel aufbewahrt habe. In der Tasche befanden sich mehr als 100 Dokumente. Darunter seien die Kopie eines ägyptischen Passes, Anträge auf Aufenthaltsgenehmigungen, Kontoauszüge, persönliche Briefe und medizinische Unterlagen gewesen. Danach lässt sich zweifelsfrei nachweisen, dass Hussein und der gesuchte Nazi-Verbrecher ein und dieselbe Person sind.

Bisher gingen das Simon-Wiesenthal-Zentrum sowie Zielfahnder des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg laut ZDF davon aus, dass der Nazi-Verbrecher noch am Leben ist und sich mutmaßlich in Südamerika versteckt halte. Allerdings habe es schon 1967 einen Hinweis gegeben, wonach Heim in Ägypten gearbeitet habe.

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