18. Juni 2007, 14:39 Uhr
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  Priebke fährt mit Motorroller zur Arbeit  
 

Fast neun Jahre lang durfte der ehemalige SS-Mann Erich Priebke nur mit Polizisten seine Wohnung verlassen. Heute ist er erstmals ohne Begleitung in Rom unterwegs. Opferverbände protestieren weiter gegen die Lockerung seines Hausarrests.

Foto: DPAMit dem Motorino seines Anwalts wurde der Ex-SS-Mann Erich Priebke (auf dem Rücksitz) zu seiner Arbeitsstelle gebracht

Priebke erreichte auf dem Rücksitz eines kleinen Mopeds die Anwaltskanzlei im Zentrum der Stadt, wo er arbeiten will. Gesteuert wurde das Motorino von seinem Anwalt Paolo Giachini.

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Kolosseum soll aus Protest gegen Priebke leuchten Tür an Tür mit einem Kriegsverbrecher Alt-Nazi Priebke darf wieder auf die Straße Vor Priebkes Haus und der Kanzlei protestierten rund 100 aufgebrachte Demonstranten der jüdischen Gemeinde in Rom. Ein Militärrichter hatte in der vergangenen Woche entschieden, der zu lebenslanger Haft verurteilte Deutsche habe das Recht, jeden Tag ungehindert in das Anwaltsbüro zu gehen, müsse dies aber vorher der Polizei melden. Nach Angaben seines Anwalts wird Priebke Übersetzungen und die Katalogisierung von juristischen Dokumenten übernehmen. Der ehemalige SS-Hauptsturmführer war 1998 von einem Militärgericht wegen Beteiligung an einem Massaker von SS-Truppen 1944 bei Rom, bei dem 335 italienische Zivilisten erschossen worden waren, zu lebenslanger Haft verurteilt worden. 75 der Opfer waren Juden. Seine Haftstrafe war wegen Priebkes angeschlagener Gesundheit später in Hausarrest umgewandelt worden.

Priebke ist ein uneinsichtiger Nazi, der keine Privilegien und keine Sympathie verdient“, sagte Efraim Zuroff vom Simon-Wiesenthal-Zentrum. Priebke war nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst auf mysteriöse Weise die Flucht nach Südamerika gelungen. Jahrzehntelang lebte er unerkannt als Wurstwarenhändler in Argentinien. Erst 1994 spürte ihn ein amerikanisches Fernsehteam auf. Die Militärstaatsanwaltschaft habe Einspruch gegen die Gerichtsentscheidung eingelegt, sagte der Anwalt eines Opferverbandes, Sebastiano di Lascio. Das Urteil werde in wenigen Tagen erwartet.

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