13.06.2007
Frankfurter Neue Presse
  Nazi-Verbrecher
Priebke (93) darf arbeiten
 
 

Rom. Der 93-jährige deutsche NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke darf seinen Hausarrest in Rom verlassen, um bei seinem Anwalt einer Arbeit nachzugehen. Dies hat ein Militärrichter in Rom auf Antrag seines Verteidigers entschieden. Priebke habe das Recht, jeden Tag ungehindert in das Anwaltsbüro zu gehen, müsse dies aber vorher der Polizei melden, hieß es. Vertreter der jüdischen Gemeinde und italienische Politiker reagierten gestern mit Empörung. „Meine Gedanken sind bei den Opfern der Nazibarbarei“, sagte Roms Bürgermeister Walter Veltroni.

Der ehemalige SS-Hauptsturmführer Priebke war 1998 von einem Militärgericht wegen Beteiligung an einem Massaker von SS-Truppen 1944 bei Rom, bei dem 335 italienische Zivilisten erschossen wurden, zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Viele Opfer waren Juden. Später kam er aus Gesundheitsgründen in Hausarrest. „Priebke ist ein uneinsichtiger Nazi, der keine Privilegien verdient“, meinte Efraim Zuroff vom Simon-Wiesenthal-Zentrum. Diese Einrichtung sucht Nazi-Verbrecher.

Was Priebke bei dem Anwalt genau arbeiten will, blieb unklar. Der Anwalt erklärte, „Priebke schreibt viel“. Möglicherweise plane der Nazi-Verbrecher ein Buch.

Bereits vor zwei Jahren gab es Wirbel in Italien, als Priebke einen Sommerurlaub am Lago Maggiore machen dufte. Er wohnte dort im früheren Haus eines ehemaligen hohen SS-Mannes. Nach Protesten brach er die Reise aber ab.

rhein-main.net