Vor 60 Jahren endete der Nürnberger Prozess, der zwölf der
schlimmsten Naziverbrecher zu Tode verurteilte. Doch der wohl sadistischste
von allen, Aribert Heim wird immer noch gesucht. Der SS-Arzt, der auf bestialische
Art und Weise in Konzentrationslagern Häftlinge ermordete könnte noch
am Leben sein: Die letzte Spur führt nach Chile.
Ohne Narkose entnahm Aribert Heim Häftlinge in den
Konzentrationslagern Mauthausen und Buchenwald Organe, um
herauszufinden, wie lange sie brauchen, um unter schlimmsten
Qualen zu sterben. Andere narkotisierte er und nahm die Gedärme
heraus. Dann wartete er bis sie erwachten, um auch hier sehen
zu können, wieviel Zeit sie brauchen, um endlich sterben
zu dürfen.
Der 1914 im österreichischen Radkersburg geborene Heim
wäre heute 92 Jahre alt. Er schaffte es, nach dem Zweiten
Weltkrieg bis 1961 in Süddeutschland als Gynäkologe
tätig zu sein. Seitdem ist er auf der Flucht. Die deutsche
Regierung hat 130 000 Euro auf seinen Kopf ausgesetzt, das
Simon-Wiesenthal-Zentrum noch einmal 140 000 Euro. «Der
Mann lebt, hundertprozentig», behauptet Nazijäger
Efraim Zuroff.
Viele Indizien sprechen dafür, dass er Recht hat. Erst
Ende 2003 stiess die Berliner Polizei durch Zufall auf ein – inzwischen
eingefrorenes – Konto bei der Sparkasse Berlin, prall
gefüllt mit einer Million Euro. Konto-Inhaber: Aribert
Heim. Wäre er tot, hätten seine Erben bei Vorlage
der Sterbeurkunde Zugriff auf das Vermögen. Doch obwohl
seine Familie seit Jahren beteuert, Heim sei 1993 in Argentinien
verstorben, fehlt dafür bis heute jeder Beweis.
Es gilt als sicher, dass der SS-Arzt nach Aufenthalten in Ägypten
und in Uruguay schon in den 60-er Jahren in Spanien wohnte:
Das Land, bis 1975 von Faschisten regiert, bot damals vielen
Altnazis Zuflucht. Im Oktober 2005 bittet die deutsche Polizei
Hilfe bei ihres spanischen Amtskollegen. Doch noch bevor
die Zielfahnder eintreffen, kann Heim entkommen: «Ich
glaube, es gab ein Leak bei der spanischen Polizei»,
vermutet Zuroff.
Vor einigen Tagen erhält die deutsche Polizei eine
neue Meldung: Der Horror-Arzt ist in Chile. Dort nämlich
lebt seine 42-jährige uneheliche Tochter. Doch bereits
zwei Tage nach der Anfrage aus Deutschland berichtet die
Zeitung «La Nación» über die Suche
nach Heim in Chile. Wieder ist der KZ-Arzt frühzeitig
gewarnt.
Zuroff setzt dennoch alle Hoffnung weiterhin auf die Tochter
in Südamerika: «Sie ist der Schlüssel zu
ihm», sagt er, «sie weiss, wo er steckt. Heim
hat es geschafft, in den sechs Wochen, die er in Mauthausen
war, über 500 Häftlinge umzubringen. Seine Verbrechen
dürfen nicht ungesühnt bleiben. Wir müssen
ihn fassen, bevor er stirbt.»
20min.ch
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