Wiesenthal-Zentrum fordert Gerichtsverfahren.
Berlin. (rm) Von 1959, als sie den aus Deutschland über
Schanghai in die USA emigrierten deutschen Juden Fred Rinkel
heiratete, lebte die heute 83-jährige ehemalige Ravensbrücker
KZ-Aufseherin Elfriede Lina Rinkel, geborene Huth, getarnt
in San Francisco. Gemeinsam mit ihrem im Jänner 2004 verstorbenen
Mann widmete sie sich der Arbeit für jüdische Wohltätigkeitsvereine
und erwarb sogar ein Doppelgrab auf dem jüdischen Friedhof
von San Francisco, obwohl sie selbst nie zur jüdischen
Religion übergetreten ist.
Vor wenigen Wochen haben die US-Behörden die wahre Identität
der Frau, die nie um die amerikanische Staatsbürgerschaft
angesucht hatte, herausbekommen. Rinkel bestritt auch gar nicht,
vom Juni 1944 bis zur Befreiung des Frauenkonzentrationslagers
Ende April 1945 Aufseherin in Ravensbrück gewesen zu sein. "Ich
habe persönlich niemand getötet, es war mein Job",
sagte sie den amerikanischen Polizeibehörden. Dokumente
der US-Justizbehörden belegen, dass die Frau abgerichtete
Hunde auf die Häftlinge hetzte.
Bei ihrer Einwanderung in die USA hatte Rinkel 1959 verschwiegen,
dass sie als KZ-Aufseherin gearbeitet hatte. Jetzt widersetzte
sie sich auch nicht einer Abschiebung nach Deutschland. Ihre
Verwandten in den USA, unter ihnen ein Bruder, den sie hatte
nachkommen lassen, fielen aus allen Wolken, als sie von der
Vergangenheit Elfriede Rinkels erfuhren.
Der Chef des Jerusalemer Simon-Wiesenthal-Zentrums, Efraim
Zuroff, fordert wegen Kriegsverbrechen ein Gerichtsverfahren
gegen die Frau. Eine Sprecherin des Justizministeriums in
Berlin sagte, die deutsche Bundesregierung sei noch nicht
offiziell über die Ausweisung Rinkels informiert worden.
Sollte es einen Verdacht auf ein Verbrechen geben, würden
aber Ermittlungen eingeleitet.
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