27. Apr 22:35, ergänzt 28. Apr 08:03
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Deutschland sucht nach «Dr. Tod» in Chile

 
 


Die deutsche Justiz spürt dem flüchtigen ehemaligen KZ-Arzt Aribert Heim nun auch in Chile nach. Das Landgericht Baden-Baden habe in einem Schreiben an die chilenischen Gerichte um Informationen darüber gebeten, ob Heim in Chile gemeldet sei, dort Vermögen besitze oder Finanztransaktionen im Zusammenhang mit seinem Namen bekannt seien, berichtete die Zeitung «La Nación» am Donnerstag unter Berufung auf ranghohe Quellen in Chiles Justiz.

Dem auch «Dr. Tod» genannten Heim wird vorgeworfen, während des Zweiten Weltkriegs im Konzentrationslager Mauthausen bei Linz hunderte Insassen durch Spritzen oder Operationen ohne Betäubung getötet haben. Der 1914 geborene Österreicher praktizierte nach dem Krieg in Baden-Baden als Frauenarzt und ist seit 1962 auf der Flucht. Gegen ihn besteht ein internationaler Haftbefehl.

Berichte über Tochter

Laut offiziell nicht bestätigten Berichten studierte eine uneheliche Tochter Heims in den 70er Jahren in Chile und soll dort bis heute leben. Im Süden Chiles wohnen viele Nachfahren deutscher Einwanderer. Heims Familie hatte angegeben, er sei 1993 in Argentinien gestorben, jedoch keine Sterbeurkunde vorgelegt und das Erbe nicht angetreten.

Im vergangenen Jahr glaubten die Fahnder, «Dr. Tod» in Spanien dicht auf der Spur zu sein. Dann hieß es jedoch überraschend, Zeugen hätten ihn in Venezuela gesehen. Auch Dänemark und Uruguay waren als Verstecke im Gespräch.

Deutschland hat eine Belohnung von 130.000 Euro auf Hinweise zur Ergreifung Heims ausgesetzt, das Wiesenthal-Zentrum weitere 10.000 Euro. (nz)

Netzeitung, 27.04.06