Sonntag, 16. Oktober 2005
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"Doktor Tod" in Spanien

 
 

Die spanische Polizei ist nach israelischen Angaben bei der Fahndung nach dem deutschen NS-Kriegsverbrecher Aribert Heim auf eine heiße Spur gestoßen. Die israelische Zeitung "Haaretz" berichtet unter Berufung auf spanische Polizeiquellen, die Festnahme des 91-Jährigen stehe kurz bevor. Man habe vergangene Woche das Versteck des wegen grausamer Menschenversuche als "Doktor Tod" bekannten Arztes entdeckt. Ein Israeli will den seit mehr als vier Jahrzehnten flüchtigen 91-Jährigen zudem vor etwa sechs Wochen auf Ibiza gesehen haben.

Auch der "Spiegel" berichtet von Hinweisen, dass Heim bis vor kurzem an der spanischen Mittelmeerküste nahe Dénia gelebt haben könnte. Nach Angaben von "Haaretz" hat ein Antrag auf Steuerermäßigung in Deutschland die Polizei zu einem Versteck Heims in Palafrugell an der spanischen Costa Brava geführt. Von einem Konto unter seinem Namen in Berlin sei in den letzten Jahren Geld nach Dänemark und Spanien überwiesen worden.

Der 1914 in Österreich geborene Heim hat nach Informationen des Simon-Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem während des Dritten Reichs im Konzentrationslager Mauthausen hunderte Häftlinge durch grausame Experimente gefoltert und mit Injektionen ins Herz getötet. Nach dem Krieg wurde er von den Amerikanern zunächst festgenommen, dann jedoch wieder freigelassen. Er praktizierte jahrelang als Arzt in Baden-Baden und bekam mit seiner Frau drei Kinder. Erst 1962 tauchte er nach einer Anklage unter. Deutschland hat eine Belohnung von 130.000 Euro auf ihn ausgesetzt, das Wiesenthal-Zentrum weitere 10.000 Euro. Er ist nach dem Eichmann-Gehilfen Alois Brunner die Nummer zwei auf der Liste der meistgesuchten Nazi-Verbrecher.

Der Leiter des Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem, Efraim Zuroff, sagte am Sonntag, ein Israeli habe vor mehreren Wochen auf Ibiza einen alten Mann getroffen, auf den die Beschreibung der äußerlichen Merkmale Heims zutrafen. Er habe mit deutschem Akzent gesprochen und sei etwa 1,90 Meter groß gewesen. Nach antisemitischen Äußerungen des alten Mannes habe er dessen Autokennzeichen notiert und dem Wiesenthal-Zentrum übermittelt.

n-tv.de - Sonntag, 16. Oktober 2005