Zagreb
(APA) - Spätestens bis Ende April dürfte das Gespanschaftsgericht
in der kroatischen Stadt Pozega über den Beginn des
Prozesses gegen den 91-jährigen Milivoj Asner wegen
mutmaßlicher Kriegsverbrechen während des Zweiten
Weltkriegs entscheiden. Das berichteten die kroatische Zeitungen "Jutarnji
list" und "Slobodna Dalmacija" am Mittwoch.
Asner, der in Klagenfurt seinen Wohnsitz hat, soll damals
Chef der Ustascha-Polizei in Pozega gewesen sein. Im vergangenen
Juli war er aus Kroatien geflohen, nachdem das Simon-Wiesenthal-Zentrum
die kroatischen Behörden auf seinen Fall aufmerksam
gemacht hatte.
Falls das Gericht Grünes Licht für
das Verfahren gibt, wird Kroatien in Österreich
die Auslieferung Asners beantragen. Laut
Medienberichten lebte Asner nach 1945 in Österreich.
1991 ging er in seine Geburtsstadt Daruvar
zurück, als Kroatien die Unabhängigkeit
von Jugoslawien ausgerufen hatte. Vor fünf
Jahren gründete Asner die "Ursprüngliche
Bauernpartei". Rund um Daruvar war er
wegen seiner Reden gegen den Kommunismus
und die kommunistischen Partisanen im lokalen
Radio bekannt.
Das Wiesenthal-Zentrum wirft Asner vor,
zwischen 1941 und 1945 im von Nazi-Deutschland
unterstützten "Unabhängigen
Staat Kroatien" unter dem faschistischen
Ustascha-Regime Kriegsverbrechen gegen Serben
und Juden begangen zu haben.
Der Amateurhistoriker Alen Budaj aus Pozega
hat im Rahmen seiner Forschungen über
die Juden in der Stadt ein Dossier erstellt,
das Asner belastet. Laut Medienberichten,
hat er ausreichend Beweise zusammengetragen,
um einen Prozess gegen Asner zu rechtfertigen.
Nachdem der Amateurhistoriker seine Unterlagen
dem Wiesenthal-Zentrum übergeben hatte,
erstattete dessen Direktor, Efraim Zuroff,
Anfang Juli 2004 Anzeige.
Die kroatische Staatsanwaltschaft regte
an, ein Verfahren einzuleiten. "Slobodna
Dalmacija" zufolge sahen es die Staatsanwälte
für erwiesen an, dass der Beschuldigte
zwischen Mai 1941 und Februar 1942 Polizeichef
in Pozega war. Der heute 91-Jährige
soll am 26. August 1941 einen aus Bosnien-Herzegowina
kommenden Transport mit 600 Serben der Ustascha übergeben
haben. In einem nahe gelegenen Lager der
Faschisten waren zu diesem Zeitpunkt 358
Menschen ermordet worden.
Darüber hinaus soll Asner am 16. Oktober
ein Dokument unterzeichnet haben, auf dessen
Grundlage 28 jüdische Familien aus ihren
Wohnungen und Häusern geworfen wurden.
Später wurden die Juden in Konzentrationslager
transportiert.
Israelitischen
Kultusgemeinde, April 7, 2005 |