7/04/2005 IKG
  Kroatien: Gericht entscheidet über Prozess gegen Milovoj Asner
 
 

Zagreb (APA) - Spätestens bis Ende April dürfte das Gespanschaftsgericht in der kroatischen Stadt Pozega über den Beginn des Prozesses gegen den 91-jährigen Milivoj Asner wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen während des Zweiten Weltkriegs entscheiden. Das berichteten die kroatische Zeitungen "Jutarnji list" und "Slobodna Dalmacija" am Mittwoch. Asner, der in Klagenfurt seinen Wohnsitz hat, soll damals Chef der Ustascha-Polizei in Pozega gewesen sein. Im vergangenen Juli war er aus Kroatien geflohen, nachdem das Simon-Wiesenthal-Zentrum die kroatischen Behörden auf seinen Fall aufmerksam gemacht hatte.

Falls das Gericht Grünes Licht für das Verfahren gibt, wird Kroatien in Österreich die Auslieferung Asners beantragen. Laut Medienberichten lebte Asner nach 1945 in Österreich. 1991 ging er in seine Geburtsstadt Daruvar zurück, als Kroatien die Unabhängigkeit von Jugoslawien ausgerufen hatte. Vor fünf Jahren gründete Asner die "Ursprüngliche Bauernpartei". Rund um Daruvar war er wegen seiner Reden gegen den Kommunismus und die kommunistischen Partisanen im lokalen Radio bekannt.

Das Wiesenthal-Zentrum wirft Asner vor, zwischen 1941 und 1945 im von Nazi-Deutschland unterstützten "Unabhängigen Staat Kroatien" unter dem faschistischen Ustascha-Regime Kriegsverbrechen gegen Serben und Juden begangen zu haben.

Der Amateurhistoriker Alen Budaj aus Pozega hat im Rahmen seiner Forschungen über die Juden in der Stadt ein Dossier erstellt, das Asner belastet. Laut Medienberichten, hat er ausreichend Beweise zusammengetragen, um einen Prozess gegen Asner zu rechtfertigen. Nachdem der Amateurhistoriker seine Unterlagen dem Wiesenthal-Zentrum übergeben hatte, erstattete dessen Direktor, Efraim Zuroff, Anfang Juli 2004 Anzeige.

Die kroatische Staatsanwaltschaft regte an, ein Verfahren einzuleiten. "Slobodna Dalmacija" zufolge sahen es die Staatsanwälte für erwiesen an, dass der Beschuldigte zwischen Mai 1941 und Februar 1942 Polizeichef in Pozega war. Der heute 91-Jährige soll am 26. August 1941 einen aus Bosnien-Herzegowina kommenden Transport mit 600 Serben der Ustascha übergeben haben. In einem nahe gelegenen Lager der Faschisten waren zu diesem Zeitpunkt 358 Menschen ermordet worden.

Darüber hinaus soll Asner am 16. Oktober ein Dokument unterzeichnet haben, auf dessen Grundlage 28 jüdische Familien aus ihren Wohnungen und Häusern geworfen wurden. Später wurden die Juden in Konzentrationslager transportiert.

Israelitischen Kultusgemeinde, April 7, 2005